Es werden halbmondförmige Rasiermesser aus Jugoslawien behandelt, die typo logisch in zwei Gruppen eingeteilt werden können: eine Gruppe halbmond[1]förmiger Rasiermesser mit Buckel (T. III, 4) und eine Gruppe der buckellosen Rasiermesser (T. III, 6). Ihre typologische Abstammung könnte in einigen Vari[1]anten zweischneidiger Rasiermesser oder einschneidiger Messer mit buckeligem Rücken gesucht werden (Anni. 5). Halbmondförmige Rasiermesser mit Buckel sind in Jugoslawien ausnahmslos das Inventar der Brandgräber und werden auf dem Gebiet Nordjugoslawiens (Kroatien, Slowenien) gefunden, während buckellose Rasiermesser nur in den Skelettgräbern und in dem Grapska Depot gefunden wurden, territorial umfassen sie Bosnien und Dalmatien. Altere Vari[1]anten halbmondförmiger Rasiermesser mit Buckel haben einen tendierten Griff und den Buckel in der Rüctkenmitte der Klinge (T. III, 4). Jüngere Varianten haben einen kurzen Griff, der Buckel ist aber gegen den Griff verschoben (T. II, 2). Ältere Beispiele buckelloseir halbmondförmiger Rasiermesser haben ein schmales Blatt und einen langen Griff (T. III, 6). Jüngere Beispiele haben aber ein sehr breites Blatt mit stark sattelförmigem Rücken, hoch gehobene Spitze und einen kurzen Griff. Auf dem Schlussring sind aber gewöhnlich zwei Vor[1]derabschnitte von Gänschen abgebildet (T. VI, 3). Für die zeitliche Bestimmung halbmondförminger Rasiermesser sind beson[1]ders wichtig: das Branddoppelgrab aus Vel. Gorica (T-VII, A, T. III, 4) und das Grapska Depot (Zeichnung 3, T. III, 6). Beide Funde gehören zum älteren Hori[1]zont der Ha B Stufe, denn ausser den für den Ha B Horizont charakteristischen Gegenständen befinden sich hier auch solche, die für die Ha A Phase typisch sind (zum Beispiel T. VII, A: 6, 9; Zeichnung 5: 1, 2, 3, 11 und teilweise 8). Halbmondförmige Rasiermesser mit dem Buckel hören in Jugoslawien mit dem Ende der Ha B Phase auf: die buckellosen sind aber noch in Ha C und sogar in der Ha D Stufe im Gebrauch, wie dies durch die Gräber aus Nin bewiesen ist. Halbmondförmige Rasiermesser älterer Varianten mit dem Buckel findet man besonders in Norditalien (Anmerkungen 45—49) und zwar in dem Kom[1]plexe von Brandgräberfunden des Previllanova Horizontes, der duch ältere Va[1]rianten von Bogenfibeln charakterisiert ist. Mit Bezug auf die chronologischen Probleme der ältestem Eisenzeit in Italien, die wiederholt durch G. Kossack auf[1]gestellt wurden (Anmerkung 56) und im Zusammenhang mit der Periodisierung jener Zeitspannen (Previllanova, Benacci I, Benacci II, Arnoaldi, Certosa) könn[1]ten wir in diesem Zusammenhänge bemerken, dass der Beginn der Gräberfelder mit dem Previllanova Charakter ausserhalb des Rahmens der unentwickelten Ha A Stufe im mitteleuropäischen Sinne steht und dass man ihn im besten Falle in eine frühe Ha B Phase (Ha Bi) im Sinne südöstlicher Alpen setzen könnte, indem der Beginn der Grabfelder in Bologna und auf dem Gebiete des Südfeiles der Villanova Kultur nicht älter wäre, als der bereits Ha B entwickelte Hori[1]zont (Ha Ba). Italienische halbmondförmige buckellose Rasiermesser, die beson[1]ders für das jüngere Gräberfeld Benacci (Benacci-Caprara), für Este und für den Komplex der Südvillanovakultur charakteristisch sind, gehören in die Zeit der späten Ha B und der frühen Ha C Stufe; einzelne Beispiele findet man aber sogar in den Gräbern mit Certosa-Fibeln (Anmerkung 5.).Im Vergleiche mit den Funden aus Italien ist das Branddoppelgrab aus Vel. Gorica mit dem buckeligen halbmondförmigen Rasiermesser älter als die zwei Gräber mit solchem Rasiermesser aus Fontanella und aus Bismantova, jedoch jünger als das Depot aus Costa del Marano und als ältere Gräber aus Pianello, wo halbmondförmige Messer noch nicht Vorkommen. Das gilt auch für das Grap[1]eka Depot in Bosnien, das noch in der unentwickelten Ha B Phase steht, die in eine Paralelle mit den früheren Previllanova Erscheinungen gestellt werden könnte. In die entwickelte Ha B Phase gehören bei uns Brandgräberfelder mit iypoilogisch jüngeren halbmondförmigen Messern mit dem Buckel: Maribor, Mo[1]kronog, Ljubljana usw. Diesem Zeithorizont könnten auch das Depot aus Herrn[1]baumgarten und Skelettgräber aus Tešanj mit dem ganzen Komplexe ähnlicher Funde aus Bosnien, z. B. Veliki Mošunj, Bugojno und Krehin Gradac, zugezählt werden. Diesen Funden würden zeitlich in Italien entsprechen: einerseits die Gräber mit späten Previllanova Erscheinungen und das Limona Depot, ander[1]seits aber ältere Gräber der Villanova Kultur (S. Vitale und Benacci in Bologna, ältere Gräber aus Vetulonia, Tarquinia, Capodi monto usw.). Die zeitliche Ab[1]grenzung zwischen Previllanova und Villanova Kultur in Italien würde bei uns das Grab aus Tešanj darstellen, das in das gleiche Zeit- (jedoch nicht Kultur-) Niveau, wie das Grab 255 aus Benacci Bologna, das Grab 186 aus S- Vitale-Bo[1]logna und Poggio dellTmpiccato (Grab 52) und das Pozzo Grab aus Monterozzi gesetzt wenden könnte. Das Ende der Villanova Kultur in Italien im Sinne der entwickelten Ha B Erscheinungen, die unter anderem auch durch jüngere Typen bucikelloser halbmondförmiger Rasiermesser charakterisiert werden, bezeichnen das Grab 39 aus Benacci-Caprara und das Grab 236 aius Este, bei uns aber ir[1]gendwie das Grab 14 aus Nin (siehe Beilage 1). Die Heimat der halbmondförmigen Rasiermesser muss man jedenfalls ir[1]gendwo im Bereiche des nördlichen Balkans und des nordwestlichen Pannoniens suchen. Von hier aus haben sich halbmondförmige Rasiermesser mit dem Buckel als typisches Inventar der Urnenfelder-kultur über Friaul (Treviso) nach Nord[1]italien verbreitet, später aber weiter südwärts und nordwärts nach Niederöster[1]reicli und nach Mähren. In der Zeit des Villanova Horizontes erscheinen in Bologna und in dem westlichen Teile Mit tel italiens buckellose halbmondförmige Rasiermesser (Anmerkung 66), die sich bald typologisch mit den buckeligen halb[1]mondförmigen Rasiermessern zu vermischen beginnen. Typologisch er Ursprung der buckellosen halbmondförmigen Rasiermesser aus Italien kann nur mit sol[1]chen Rasiermessern aus Nin in Dalmatien und mit noch älteren aus Tešanj und Grapska in Bosnien in Zusammenhang gebracht werden. Auch hier muss man eine Art Migration in Betracht ziehen, wenn schon nicht eine etnische so doch eine kulturelle, die nicht nur buckellose halbmondförmige Rasiermesser, sondern auch andere Elemente materieller und sogar geistiger Kultur betrifft, die ihren Ursprung im Westen der Balkanhalbimsel, besonders in Bosnien und in Norddalmatien, ha[1]ben. Dabei denke ich vor allem an Bogenfibeln mit zwei Knöpfen auf dem Bogen, an die Brillenfibeln, an die Fibeln mit einer grossen Bernsteinbeere auf dem Bogen und das Pektorale mit den Vorderabschnittabbildungen von Gänschen[1]Diese Wanderung, die über das Adriatische Meer stattfand, gehört in die Zeit um den Beginn der Villanova Kultur und steht im engsten Zusammenhänge mit ethnisch bereits formierten illyrischen Stämmen von Bosnien und Dalmatien, wofür auf der Ostküste der Apennischen Halbinsel nicht nur archaeologische, sondern auch linguistische Beweise geliefert werden.Im Zusammenhänge mit halbmondförmigen Rasiermessern aus Mähren (Buckeltypen) erwähnt auch Filip Einflüsse aus Süden, wobei er besonders Ita[1]lien in Gedanken hat (Anmerkung 68). Auch Äberg spricht im Zusammenhänge mit den Rasiermessern von den Wanderungen und von dem Durchbruch der norditalienischen Kultur des späten Bronzezeitalters (= Previllanova) nach Mittel- und Süditalien, wobei er einen älteren Strom, der durch zweischeidige Rasiermesser charakterisiert ist, und einen etwas jüngeren Strom mit halbmond[1]förmigen Messern feststellt (Anmerkung 69). Diese Einflüsse bzw. Wanderungen, die mit den halbmondförmigen Messern in Zusammenhang gebracht werden, haben einen bedeutenden historischen Hitntergrund, der in dem Begriffe des Ha B Horizontes einbegriffen ist. Die Bezeichnung Ha B können wir vom Kultur[1]standpunkte aus betrachten und dabei an einen bestimmten Formschatz denken, gewöhnlich an den Schatz der Urnenfeldkultur, den wir in reinster Form im süd[1]östlichen Voralpen gebiet und im nordöstlichen Pannonien, besonders zwischen Sava und Drava, verfolgen können. Die Bezeichnung Ha B kann man auch chrono[1]logisch betrachten und dabei an jene Zeit denken, wo der erwähnte Ha B Form[1]schatz der Urnenfeldkultur aus seinem ursprünglichen Gebiete sich gegen We[1]sten nach Italien und gegen Norden nach Mähren ausgebreitet hat. In diesem Zusammenhänge entsteht eine Problematik des südlichen Komplexes der Umen[1]feldkultur, der bereits bei seinem Entstehen das Gebiet des Mittleren Balkans (besonders Bosniens) beeinflusste und dessen Formschatz noch vor dem Beginn seiner Wanderung bereits durchgebildet werden musste. Bei genauerem Studium des jugoslawischen Materials aus der Spätbronzezeit wird zweifelsohne nicht schwer der Schluss gezogen werden können, das ein grosser Teil der Funde mit den Ha B Charakteristiken aus diesem Gebiet zeitlich mindestens mit der spä[1]teren Ila A Phase (Ha A2) der Urnenfeldkultur in Mitteleuropa parallel verläuft